Prada and Schiaparelli: Impossible Conversations. Ausstellungsimpression.
Mit der Ausstellung Prada and Schiaparelli: Impossible Conversations knüpft das New Yorker Metropolitan Museum an seine vorhergehenden Modeausstellungen der Superlative an. Nachdem im vergangenen Jahr Alexander McQueen mit einer Retrospektive geehrt wurde, sind nun die beiden einflussreichen Italienerinnen verschiedener Ären an der Reihe, der Mode ihren wohlverdienten Platz als Kunstwerk zuzuweisen.
Prada and Schiaparelli: Impossible Conversations. Ausstellungsimpression.
Verdunkelte Räume kreieren die beinahe mystische Atmosphäre, die auch die beiden Designerinnen zu umgeben scheint, während ihre Schöpfungen auf Podesten, gesäumt von einem gefährlich guten Spiegelkabinett, ins Rampenlicht gerückt werden. In mehreren Videoprojektionen, gefilmt von Baz Luhrman, unterhalten sich die beiden Titaninnen der Mode in fiktiven Konversation über Stil, ihre Arbeit, Kunst und natürlich Mode selbst.
Die Zitate von Schiaparelli, gespielt von Judy Davis, sind ihrer Biografie Shocking entnommen, während Miuccia Prada den Vorteil hat, ihre Kommentare in eigener Person über den gedeckten Dinnertable werfen zu können. Der Schlagabtausch der beiden lässt keinen Zweifel an Charakterstärke und Überzeugungskraft der beiden Persönlichkeiten, und man fragt sich unwillkürlich, ob die beiden wohl Freundinnen oder, wie Chanel und ‚Schiap‘ zu ihrer Zeit, eher verbitterte Feindinnen geworden wären.
Ausstellungsplakat und Rock mit Lippenstiftprint von Prada
Die Pressepreview der Ausstellung versammelte, wie es dem Metropolitan Museum gebührlich ist, die Spitzen der Modejournalisten: Scott Schuman (The Sartorialist) und Freundin Garance Doré begutachteten die beachtliche Kollektion, während Bill Cunningham, im üblichen blauen Anorak, flink und konzentriert zwischen den Gästen umherknipste – und lediglich beim Verlassen einmal kurz stehen blieb, um Suzy Menkes zu begrüßen.
Am Abend stand dann auch die jährliche Costume Gala an, bei der sämtliche Hollywood- und Showbizgrößen in New York’s größtem Museum versammelt waren.
Prada and Schiaparelli: Impossible Conversations. Ausstellungsimpression.
Schiaparellis Hauptschaffensphase lag zwischen den beiden Weltkriegen, eine Ära der Mode, in welcher viele Grenzen und Tabus in Sachen Kleidung noch unangetastet, und daher für die Italienerin Platz zum Experimentieren ließen. Besonders bekannt sind die Kooperationen mit Surrealisten ihrer Zeit, darunter Cocteau und Dali. Aus dieser Phase stammen beispielsweise der berühmte „Shoehat“, ein Hut in Form eines Schuhs, das Hummerkleid (Lobster Dress), getragen von Wallis Simpson in einer Imagekampagnie vor ihrer Hochzeit mit dem Duke von Windsor, geschossen von Cecil Beaton, oder das Fetzenkleid (Tear Dress), welches herunterhängende Hautfetzen durch den Print des Kleides und Trompe-l’oeil Effekte im dazugehörigen Schleier imitiert.
Neben den Surrealisten war ‚Schiap‘ auch von ihrem Onkel, einem Astrologen fasziniert, und benutzte häufig Sternbilder, die Sonne, und Planetenmotive auf ihren Entwürfen. Allgemein lässt sich sagen, dass sich die Modeschöpferin kaum um Konventionen, insbesondere darum; was als „schön“ und „modisch“ galt, scherte; sie war ein Freigeist, wusste genau über Kunst und Künstler um sie herum Bescheid und versuchte stets, dies in ihre Mode einfließen zu lassen.
Shoe Hat, Schiaparelli. Rock mit Lippenprint, Prada.
Auch Muiccia Prada hält von Regeln wenig. Sie hat einen Doktortitel in Politikwissenschaften und widmete sich eine Zeit lang der Pantomime. Genau wie Schiaparelli ist sie begeisterte Kunstsammlerin und besitzt unter anderem Werke von Damien Hirst.
Besonders mit ihrer Miu Miu Linie bricht und beugt sie die Richtlinien des „guten“ Designs immer wieder, erinnert mit einem Augenzwinkern daran, dass Mode in ihrem Verständnis vor allem eines tun soll: Spaß machen.
Ob sie kleine Puppenpullover auf einen Cardigan aufnäht, bunte Krägen auf todernste Blusen aufsetzt, oder comicinspirierte Tiere auf Taschen und Highheels druckt, Prada versteht es, auf ikonoklastische Weise zu provozieren.
Waist Up, Waist Down. Prada and Schiaparelli: Impossible Conversations. Ausstellungsimpression.
Die Grenzen des Schönen neu zu definieren, das Hässliche attraktiv zu machen, das ist es, was Prada und „Schiap“ vor allem eint. Eine augenzwinkernde Mentalität im Bezug auf Mode; den schmalen Grat zwischen den Definitionen zu wandern, das bedeutet für beide Designerinnen ihren Lebens- und Schaffensinhalt.
Man könnte guten Gewissens argumentieren, dass vor Schiaparelli Modeschaffen eine ernste Angelegenheit war. Auch wenn vor ihr Poiret oder Chanel schon begonnen hatten, die Grenzen guten Designs auszuloten, keiner trieb die Mode auf eine so ironische Spitze wie sie. Diese tongue-in-cheek Tradition des Designs beruht auf dem out-of-the-box Denken von Elsa Schiaparelli, die in ihrer Biografie zugibt, das Hässliche schön machen gewollt zu haben, um ihre eigene Hässlichkeit zu überspielen.
In ihrem Erbe stehen heute Designer wie Viktor & Rolf, Moschino, Thierry Mugler und eben die neue Königin des Ugly-Chic: Miuccia Prada.
Prada and Schiaparelli: Impossible Conversations. Ausstellungsimpression.
Die Ausstellung Prada and Schiaparelli: Impossible Conversations läuft noch bis 19. August 2012.