Der junge Rebell aus München “schockte” diesmal nicht mit Obdachlosen oder Bodybuildern. Auch bekam das Publikum am Berliner Bebelplatz keine bunten Jeans in Röhrenform und keine Shirts mit offenen Kettelnähten zu sehen. Stattdessen hat der hagere Designer begonnen, ernsthafte Mode zu machen, die zu zeigen und zu sehen sich lohnt.
Das Label Patrick Mohr scheint erwachsen geworden zu sein, will nicht mehr rebellieren und endlich zeigen, was es wirklich kann. Wie früher geblieben sind nur wenige Punkte: er macht immer noch Teile, die nicht unbedingt einem Geschlecht zuordenbar sein müssen. Die Oversizecoats und Hosen mit tiefem Schritt können prinzipiell unisex sein. Und auch die Verwendung des Dreiecks, der Triangle in seinen Designs knüpft an früher Gesehenes an.
Die Rafinesse seiner Entwürfe jedoch ist überraschend und neu. Es gab wunderbare Mäntel und Jacken in voluminösen Ausführungen zu sehen, und Chinos im Sarouelstil mit Bundfalten fielen vielleicht noch nie so lässig wie in dieser Kollektion. Strickwaren wie Jacken und Pullover kamen in mehreren Lagen daher und überlappten einander.
Auch die Jeans, für die Mohr ja bekannt und begehrt ist, sitzen sowohl bei den Damen als auch bei den Herren perfekt: der richtige Faltenwurf am Bein, der passgenaue Sitz am Bund. Ein ungewöhnliches Kleid – man verweigert innerlich die Kategorisierung als solches – kam gefüttert und gesteppt mit einem schärpenähnlichen Aufsatz daher.
Das Styling der Models zielte auch wieder auf eine Veruneindeutigung der Geschlechter an, sie hatten allesamt zurückgekämmte, sleeke, lange Haare, die Lippen waren übeschminkt und so unsichtbar gemacht worden.
Die gesehene Kollektion ist eine erfreuliche -und von vielen erwartete- Überraschung, die hoffentlich nicht die letzte ihrer Art sein wird. Die Fashion Week hat einen Designer, der die junge deutsche Avantgarde würdig vertritt.
Fotos: Falko Saalfeld