Ivan Mandzukic hat es nach einem langen Kampf auf die Bühne der Mercedes-Benz Fashion Week geschafft – und das am Tage seines 30. Geburtstags. Zu beidem sei an dieser Stelle herzlich gratuliert, und auch zu einer weiteren gelungenen Kollektion, diesmal (beinahe) ohne hochtrabende, intellektuelle Inspirationsquellen. Vielleicht ist das ganz richtig so – wer selbst Genie ist, der muss keines zitieren.
Einen starken Willen kann man Ivan Mandzukic nun wirklich nicht absprechen. Vom EDV Administrator zum gefeierten Berliner Modedesigner, vom krisengeschüttelten Serbien nach Deutschland, vom kleinen Showroom auf die große Bühne: zielstrebig und unaufhaltsam macht Ivan Man seinen Weg.
Dabei hat er gelegentlich Fragen gestellt, die man mancherorts nicht gerne hörte, ganz sokratisch-mäeutisch, hat nicht locker gelassen und es so schließlich geschafft, dort gehört und vor allem gesehen zu werden, wo er hin wollte: auf der Mercedes-Benz Fashion Week. Damit hat er sich zwar nicht viele Freunde, aber hoffentlich viele neue Fans gemacht.
Denn Wenige beherrschen ihr Handwerk so wie Mandzukic, der seiner Linie treu bleibt, tragbare, aber raffinierte Männermode kreiert und dabei immer eine interessante Fragestellung bearbeitet. Auch in der S/S 14 Kollektion, wenngleich er solch eine Fragestellung nicht bewusst aufgegriffen hat, zeigt sich die nachdenkliche Seite des Designers. Ivan Man steht auf den Schultern von Giganten. Er musste sich mit Wagner, mit Nietzsche, mit Wittgenstein und mit Pier Paolo Pasolini beschäftigen, bevor er heute bei dieser Kollektion ankommen konnte. Man sieht, dass sie reif ist und auch ohne konkreten Schaffenspaten nicht in Erklärungsnot gerät.
Selbstverständlich ist die historische Bedeutung des hier gewählten Titels kein Zufall. Das Werk Leni Riefenstahls zeigt eine Militärmacht auf dem Weg zum totalen Krieg, eine fehlgeleitete Nation, eine dem Untergang zujubelnde Masse, aber auch eine geniale Filmemacherin, eine selten wieder erreichte Bildgewalt.
Ivan Man spielt gerne mit den paranoiden Zügen der Vergangenheit, mit einer strengen, überspitzten, militärischen Optik, mit den gefährlichen, latenten Emotionen einer Gesellschaft, einer Psyche.
Ivan Man ist eine Modegewalt, mit der gerechnet werden muss, die sich in den seltensten Fällen den einfachsten Weg sucht, und für die ein Hindernis nur ein Grund ist, härter zu kämpfen.
Vor allem aber ist er ein begnadeter Modemacher, der Männer in allover-rosa stecken, und sie dabei immer noch heiß aussehen lassen kann. Eine seltene Gabe.