Diane Kunst ist ein Ausnahmetalent. Mit einer außergewöhnlichen Bildsprache überzeugt sie sowohl in der Fotografie als auch im Film und ist bereits mit 23 ein alter Hase im Geschäft. Im Interview erzählt Diana Kunst über ihre Arbeiten, über das Genre Fashionfilm und gibt dabei einen privaten Einblick über ihr Leben.
modabot: Liebe Diana, bitte erzähl uns etwas über dich, wer du bist, was du machst, wo du lebst und arbeitest?
Diana: Ich bin gerade 23 Jahre alt geworden. Ich bin halb Philippinerin, halb Spanierin, in Madrid geboren und hier lebe ich auch, wobei meine meisten Arbeiten in London entstehen. Hauptsächlich mache ich Commercials, Fashion- und Musikfilme.
modabot: Wann hast du angefangen Fashionfilme zu drehen und warum?
Diana: Ich begann bereits mit 15 Jahren Mode zu fotografieren aber auf eine sehr persönliche Art und Weise, diese wurden dann auch teils in Modemagazinen veröffentlicht. Seitdem habe ich angefangen die visuellen Formate zu untersuchen und einige kleine persönliche Videos zusammen mit einigen Freunden zu filmen, die aus Stylisten, Hair und Make Up Artisten oder Modedesignern bestanden. Diese Videos sorgten für Aufmerksamkeit bei einigen Labels und Zeitschriften und so fing es mit den Anfragen an für verschiedene Projekte, ob Fashion- oder Musikvideos oder Commercials.
modabot: Siehst du dich eher als Fotografin oder Filmemacherin?
Diana: Ich genieße beides sehr. Der Prozess des Fotografierens ist geradliniger. Die Zeit, die ich dagegen in ein audiovisuelles Projekt investiere, multipliziert sich. Das passiert auch dem Team mit dem ich arbeite. Was ich sagen kann ist, das ich mich mehr zu audiovisuellen Projekten hingezogen fühle vor allem wegen der Zeit, die man von Anfang bis Ende daran verbringt und auch oft bis zu vier Monate dauern kann.
modabot: Welchen Stil verfolgst du in deiner Arbeit bei der Fotografie und Film und was ist dir dabei besonders wichtig?
Diana: Ich verfolge keine strengen Regeln aber ich interessiere mich sehr für den künstlerischen Gesamtlook eines Projektes. Ich gehe sorgfältig durch alle Parts, wie Art Direction, Styling oder Photography Direction und arbeite eng mit ihnen zusammen. Das ist wichtig, um bei allen Positionen am Ende ein visuelles Gleichgewicht und Balance zu halten.
Ich lege viel Wert auf Farben Kompositionen, Licht und Casting. Auch die Musik und der Schnitt sind sehr wichtig für mich. Wie gesagt, alle Komponenten müssen am Ende zu einem Verschmelzen. Es würde keinen Sinn machen alles nur irgendwie zusammen zu bringen ohne Struktur und Timing, das würde dann eine komplett andere Geschichte werden.
modabot: Was bedeutet Mode eigentlich für dich? Und was ist der Unterschied von Mode in Fotografie zu Film?
Diana: Ich mag Mode weil sie in so vielen verschiedenen künstlerischen Bereichen auftaucht, wie der Architektur, bei der Malerei, im Möbeldesign, in Filmen, Skulpturen und so weiter. Die Möglichkeit der Kombination von Farben und Formen oder Texturen können zu einem Kleidungsstück werden, das ist unglaublich!
Fotos können eine Atmosphäre kreieren und das durch die Wahl, welchen Bildausschnitt man wählt. Dennoch hält das Foto das Bild eher statisch aber für das Auge des Betrachters kann es etwas erstaunliches sein. Beim Film dagegen entwickelt sich eine Geschichte, die durch Musik und Sequenzen unterstützt wird.
modabot: Erzähl uns doch etwas über deinen letzten Fashionfilm „Folie á Deux“ mit G-Star für Metal? Wie kam es zu dieser Zusammenarbeit?
Diana: Ich liefere regelmäßig Beiträge fürs Metal. Bei „Folie á Deux“ kam Yolanda, die Chefredakteurin vom Metal zu mir und sagte, sie wolle gerne einen Fashionfilm haben, der die Handlung neben den Kampagnen-Fotos komplettiert. Sie erzählte mir von dem Konzept der G-Star AW13 Kollektion und mit diesen Vorgaben beschloss ich eine Geschichte um zwei Personen zu kreieren, die irgendwie miteinander verschmelzen. Mit der Wahl der Schauspieler, beide blond, hat alles wirklich gut funktioniert.
modabot: Mit „Don’t Be Cruel“ hast du in diesem Jahr den Special Jury Award Best National Film & Best Photography Preis beim Madrid Fashion Film Festival gewonnen. Wie kam es dazu, das du überhaupt mit einem Film teilgenommen hast, der über ein Jahr alt ist?
Diana: Eigentlich wollte ich einen neuen Beitrag für die erste Ausgabe des MFFF 2013 kreieren aber leider fand ich keine Zeit, dies zu tun. Also schickte ich ihnen eine Auswahl von über vier Filmen die ich bereits hatte. Doch statt eine jüngere Arbeit von mir auszuwählen, wie „Dear Abra“, entschied man sich eben für „Don’t Be Cruel“.
modabot: Erzähl uns doch bitte, wie es beim Madrid Fashion Film Festival war?
Diana: Es hat Spaß gemacht. Ich habe nicht erwartet, zu gewinnen und schon gar nicht gleich zweimal! Es war lustig, da ich keine Rede vorbereitet habe und dann beim Gewinn sehr schüchtern war. Als ich zum zweiten Mal namentlich genannt wurde, war es nur noch schlimmer für mich. Ich wusste einfach nicht, was ich sagen sollte. Aber ich war wirklich sehr glücklich, auch da ich ein großer Fan der meisten Jury-Mitglieder bin. Das die Jury sich in den beiden Kategorien für mich entschied und das Lob, welches mir einige später auf der After-Show Party aussprachen hat mir sehr geschmeichelt.
modabot: Was denkst du im Allgemeinen über das Genre Fashionfilm?
Diana: Es ist eine audiovisuelle Plattform, in der eine Sammlung von Kleidung auf ästhetische Weise dargestellt wird, oft auch im filmischen Stil. Aber ohne den Mustern des Kinos zu folgen. Einige Fashionfilme erzählen Geschichten, aber die meisten wieder auch nicht. Viele Fashionfilme sehen nur nach Übungen aus ohne jeden Anspruch.
Ich sehe im Film eine experimentelle Möglichkeit und persönliche Freiheit eine Geschichte zu erzählen, mit all seinen Einflüssen ohne irgendwelchen Regeln zu befolgen. Daraus ziehe ich die Kraft, die mich beflügelt.
modabot: Wo siehst du die Zukunft und Bedeutung des Fashionfilms?
Diana: Fashionfilme sind jetzt noch im experimentellen Stadium. Die meisten Kunden sind sich noch nicht sicher, ob sich ein Fashionfilm auszahlt oder nicht. Daher investieren sie eher nicht in das Genre und warten ab, bis sich das Medium etabliert hat. Selbst jetzt wo das Genre bereits viel Aufmerksamkeit generiert hat, sind viele noch nicht bereit, darin zu investieren . Es wird seine Zeit brauchen, bis hier das Internet oder das Social Media die Art der Sicht verändert.
modabot: Du hast bereits über 24 Filme gemacht – welcher ist dein Favorit und warum?
Diana: Ich mag „Don’t Be Cruel“. Ich denke, das Lied von Angelo Badalamentis passt super und auch die allgemeine Ästhetik des Films mag ich sehr, ebenso wie die Umsetzung der Stylistin oder des Hair- Make-Up Artisten. Für mich ist der Film eine Reflektion, wie ich mich damals gefühlt habe. Ich lebte in London, war ein wenig nostalgisch und das Video spiegelt wieder, was ich zu dieser Zeit empfunden und wie ich Dinge gesehen habe. Ich hatte mit dem Fotografen Jonathan Hallam zusammen an „Don`t Be Cruel“ gearbeitet und seine Einstellung und Gespräche haben mir sehr weitergeholfen.
Ich mag auch „Dear Abra“. Den Film habe ich mit einem Freund namens Abra gemacht, für den ich eine besondere Zuneigung empfinde. Er ist auch der Designer dessen Kleidung im Video zu sehen sind. Er entdeckte die Location vor einigen Jahren und sagte mir, das wir unbedingt dort mal drehen sollten. Nachdem ich den Ort selber besucht habe, war ich genauso beindruckt davon und dann dauerte es weitere zwei Jahre bis wir den Film umsetzten. Wir haben viel Zeit investiert, wollten alles richtig machen, es sollte sich gut anfühlen und auch die Kleidung sollte passen.
modabot: Erzähl uns etwas über deine kommenden Pläne und Projekte?
Diana: Ich arbeite gerade an zwei TV-Spots über die ich nicht mehr verraten darf. Und dann gibt es noch einige weitere Projekte in Los Angeles, die Anfang Januar beginnen. Außerdem schreibe ich gerade an meinem ersten Kurzfilm.