Manon Kündig, Masters Graduate Collection „Bowerbird“
Die Royal Academy of Fine Arts Antwerpen hat einige der wichtigsten und experimentellsten Designer Europas hervorgebracht. Auch in diesem Juni wieder zeigte die Masterklasse ihre Abschlusskollektionen. Insgesamt wurden 18 verschiedene Awards an die Master- und Bachelorklassen vergeben, denen es an Schöpfungsgeist beileibe nicht mangelt.
Manon Kündig, die sowohl den mit 3000 Euro betitelten BVBA32 Award, den Christine Mathys Award (2.500 Euro), den RA Award (500 Euro), als auch den Momu Award mit nach Hause nehmen durfte, ist wohl die Gewinnerin des diesjährigen Jahrganges von Masterstudenten, die von der weltbekannten Kreativwerkstätte graduierten. Mit ihrer Kollektion nahm sich die gebürtige Schweizerin ein Vorbild am Bowerbird, oder Laubenvogel, der Weibchen mit seinen Nestbau-Skills zur Paarung überzeugt.
Äußerlich selbst nicht sonderlich anziehend, sucht sich das eklektische Federvieh verschiedenste Materialien für die Inneneinrichtung der Brutstätte. Genauso ging auch Kündig vor, ließ sich von verschiedenen Orten, von verschiedenen Materialien, Farben und Mustern inspirieren und kombinierte guten und schlechten Geschmack zu einem Gesamtkunstwerk.
Manon Kündig, „Bowerbird“, Masters Graduate Collection
Auch Marius Janusaukas kann nach der Verleihung mehrere Awards sein eigen nennen: den A Shaded View on Fashion Film Award, den Weekend Knack Award, sowie den Miele Award, allesamt Auszeichnungen, die ihm starke mediale Präsentationsmöglichkeiten bieten.
In seiner Kollektion Sleeping Beauties hatte sich der Litauer vom Verprechen ewiger Jugend und Schönheit inspirieren lassen, jedoch nicht ohne Hinweise auf die Gefahren und Fallen dieses Märchens. Blutrote Nähte, verbrannte und verrottete Seide und Inspirationen aus Vampir- und Horrorfilmen kommen unter der rein-weißen und zart-rosa Fassade seiner romantischen Kleider zum Einsatz.
Marius Janusaukas, „Sleeping Beauties“, Masters Graduate Collection
Ein weiterer Gewinner der Masterstudenten: Miquel Boutens, der den FFI Award und den Feeling Award mit seiner Kollektion abäumte. Seine Inspiration: Der kleine Prinz von Antoine Saint-Exupéry. Seine Kollektion: kindlich-surreal und erwachsen-seriös im Mix miteinander. Painting an Invisible Moon ist eine Hommage an die Kindheit und eine Verweigerung gegenüber den Zwängen der Erwachsenenwelt.
Miquel Boutens, „Painting an Invisible Moon“, Masters Graduate Collection
Niklaus Hodel‚s Kollektion Thorazine is my Homeboy ist inspiriert von Psychopharmaka. Zum Einsatz kommen Zwangsjackenbestandteile und Festschnürgurte, die Protagonisten seines zugehörigen Videos scheinen auf der untersten Inception-Ebene gefangen.
Ein ganz besonders spannender Award, nämlich der Anne Kurris Award, verliehen von einer Kinderjury, ging an Minju Kim, deren Kollektion Dear, My Friend ein wenig mangahaft daherkam. Die Koreanerin vereinte Harajuku-Lolita mit klassischer koreanischer Malerei und entwickelte surreale Silhouetten.
Minju Kim, „Dear, My Friend“, 3rd Year Bachelor Collection
Weitere erwähnens- und zeigenswerte Kollektionen:
Lola Barré, „9.00 to 18.00″, 3rd Year Bachelor
Ayako Shimada, „To Be“, 2nd Year Bachelor
Joeri van Campenhout, „Roaring Courtney“, 2nd Year Bachelor
Marketa Martiskova, „Protest“, 2nd Year Bachelor
Miriam Laubscher, „Die Heilige Kiwi“, 2nd Year Bachelor