Ihre Namen sind kaum jemandem Bekannt, doch die Brüder Seeberger haben einen immensen Beitrag zur Geschichte der Mode geleistet, indem sie diese von 1909-1939 dokumentierten: an den Hotspots der Reichen und Schönen hielten sie den Stil, die Mode und die Gepflogenheiten einer anderen Zeit fest – man kann sie wohl guten Gewissens unter die ersten Streetstylefotografen, beziehungsweise die ersten Societyreporter zählen.
Die Söhne eines bayrischen Vaters und einer Mutter aus Lyon, Jules, Louis und Henri Seeberger, gründeten ihr Fotografieatelier im Jahre 1906 in Paris. Bereits 1909 beauftragte die Directrice der Zeitschrift La mode pratique, Madame de Broutelles, die Brüder mit einer Reportage, für welche sie sich erstmals auf das Terrain der Mode vorwagten – diese wurde schnell ihr Spezialgebiet. Die Fotografie lernte laufen, als die Kamera transportierbar wurde. Die Belichtungszeit, zuvor ein weiterer Faktor, der die Fotografie auf Portraits und Landschaftsbilder limitiert hatte, wurde kürzer: Schnappschüsse wurden erstmalig möglich. Die Brüder Seeberger erkannten früh die Marktlücke, die dies kreierte: die ersten (damals noch gern gesehenen) Paparazzi waren geboren.
Zwischen den beiden Weltkriegen fingen die Brüder fotografisch das Leben der französischen (und europäischen) Schönen und Reichen ein: Cannes im Frühling, im Hochsommer Deauville, Im September Biarritz und im Winter Sankt Moritz. Die Brüder Seeberger dokumentierten die Eliten, ihre Gepflogenheiten, Stile und Lebensweisen und publizierten den Traum von einem sorgenlosen Leben in Magazinen wie Vogue, Vu, Fémina und Le Jardin des Modes.
Um sicherzugehen, dass man als Label zwischen Stars und Sternchen am jeweiligen Place-to-Be gesehen und fotografiert wurde, brachten Jean Patou, Jeanne Lanvin und Madeleine Vionnet ihre Models mit sich, um sich dort mit der Society, wie Madame Arpels, Charlie Chaplin, Joséphine Baker, Agha Khan sowie anderen Adligen, Schauspieler, Maler und die sogenannten „Demi-mondaines“, blicken zu lassen.
1975 von der Familie Seeberger erworben und seitdem in Besitz der Französischen Nationalbibliothek, sind insgesamt 60.000 Negative des Brüdertrios erhalten geblieben. Einen Teil davon gibt es in einem Sammelband von Xavier Demange zu sehen, den man hier kaufen kann.